Tagebuch
16.08.2005 - 21. Tag - 174 km
Dunrobin Castle / Glenmorangie
Heute riss uns ein Anruf von Opa um 07:30 Uhr aus dem Bett. Er hatte vergessen, dass Großbritannien gegenüber zuhause eine Stunde zurückliegt. Zu unserer Überraschung entdeckten wir dicke Nebelschwaden als wir aus dem Fenster blickten, denn eigentlich hatten wir nach dem tollen Sonnenuntergang besseres Wetter erwartet. Wenig später prasselten dicke Regentropfen auf das WoMo-Dach. Damit war auch klar, dass die angedachte Bootsfahrt buchstäblich ins Wasser fiel. Die Kinder waren etwas enttäuscht, weil sie sich auf eine Fahrt mit dem Motor-Schlauchboot gefreut hatten. Ein italienisches WoMo entsorgte seine Toilette in die Wiese vor dem Parkplatz. Hoffentlich führen solche Ferkeleien nicht dazu, dass nächstes Jahr ein "No overnight parking" Hinweis vorzufinden ist. Nach dem Frühstück machten wir uns zügig auf den Weg nach Süden.
Leider ging es ab jetzt wieder zurück in Richtung Heimat. Die A99 verlief immer entlang der Küste, von der wir aufgrund des Nebels allerdings nicht allzu viel zu sehen bekamen. In Keiss entleerten wir die übervolle Toilette in einem öffentlichen Klo-Häuschen. Als nächstes hielten wir kurz am Timespan Museum in Helmsdale (Familienticket 10 £). Trotz des für schottische Verhältnisse relativ humanen Eintrittspreises, verzichteten wir auf eine Besichtigung, da es eher eine Ansammlung von Geschäften als ein Museum zu sein schien. Wir entschieden uns, als Alternative das Dunrobin Castle in Golspie anzuschauen (Familienticket 18 £), denn zumindest ein bekanntes schottisches Schloss wollten wir auch von innen in Augenschein nehmen. Bevor es losging, stärkten wir uns mit einer Brotzeit im WoMo.
Dunrobin Castle | Park |
Inzwischen hatte sich der Himmel etwas aufgeklart und so begannen wir unsere Besichtigungstour im schön angelegten Park. Im Garten gab es ein kleines Museum mit ausgestopften Jagdtrophäen, die die diversen Dukes of Sutherlands in allen Herren Ländern erlegt haben. Als nächstes stand eine liebevoll gestaltete Falknerei-Vorführung auf dem Programm. Die Sonne kam heraus und wir kamen richtig ins Schwitzen. Anschließend machten wir uns an die Besichtigung der zahlreichen Innenräume, die mit Möbeln aus der Jahrhundertwende liebevoll ausgestattet waren. Leider war im Inneren fotografieren verboten. Insgesamt war der Besuch sehr lohnenswert, da das Schloss vollständig eingerichtet war und man sich gut in die damalige Zeit zurückversetzen konnte.
Glenmorangie | Lagerhallen |
Wir beschlossen, noch die letzte Führung bei der Glenmorangie um 15:30 Uhr im ca. 20 m entfernten Taim anzustreben. Schnell stiegen wir ein und düsten ab. In der Tat erreichten wir die Whisky-Brennerei gerade rechtzeitig zu Beginn der Führung (Kostenpunkt 2,50 £ pro Erwachsenen, wird angerechnet, wenn man im Shop für mehr als 16 £ einkauft). Die Führung war sehr informativ und wir bekamen alles ganz genau erklärt:
- Das von lokalen Mälzereien zugekaufte Malz wird in einer Getreidemühle zu Malzmehl (grist) gemahlen und mit heißem Wasser im Maischbottich (mash tun) vermischt. Dreimal wird der Malzbrei im mash tun mit Wasser ausgelaugt, bevor die Zuckerlösung auf 20°C abgekühlt und mit Hefe (yeast) versetzt wird.
- Die so entstandene Flüssigkeit wird wort genannt und für zwei bis vier Tage in großen Holzbottichen (wash backs) bis zum Abschluss der Gärung gelagert. Hierbei verwandeln die Hefestämme den Zucker in Alkohol und Kohlendioxid. Letzteres biss etwas in der Nase, als wir den Kopf in die Öffnung des wash backs steckten.
- Nach Abschluss der Gärung wird die Flüssigkeit wash genannt, hat einen Alkoholgehalt von etwa 8 - 9 % und kann den Brennblasen (pott stills) zugeführt werden. Die spezielle Form der pott stills ist für den Geschmack des entstehenden Whiskys beim Brennvorgang in erster Linie verantwortlich.
- Der wash wird in die erste kupferne Brennblase (wash still) gefüllt und mit indirektem Heißdampf beheizt. Der Alkoholdampf steigt in dem sich verjüngenden Rohr nach oben. Über den Bogen wird der Dampf in einen Kondensator geleitet, der den Alkoholdampf wieder verflüssigt. Das so entstandene Zwischenprodukt wird mit low wines bezeichnet und anschließend der zweiten Brennblase (spirit still) zugeführt.
- Der Brennmeister (still man) kann die Qualität des Destillates im spirit safe, einem mit poliertem Messing eingefassten Glaskasten, die Qualität des Destillates begutachten und durch Ventile und Hebel den Flüssigkeitsstrom regulieren. Dieses Herzstück der Brennerei wird als besonderes Geheimnis gehütet.
- Anschließend wird das Destillat (spirit) in einen größeren Sammelbehälter, den spirit vat gepumpt. Mit der Abfüllung des wasserklaren Roh-Whiskys in Fässer ist die Herstellung des Single Malt Whiskys abgeschlossen. Es folgt die Reifung im Faßlager.
- Die in der Regel über 10 Jahre dauernde Lagerung erfolgt in Eichenfässern. Die Herkunft der Fässer ist für den späteren Whisky-Geschmack von entscheidender Bedeutung. Wichtig ist auch der Lagerort. Während der Lagerung verliert der Whisky pro Jahr 0,5 bis 1% Alkoholgehalt. Dieser verdunstende Anteil heißt angle's share.
- Bevor der Whisky schließlich in den Handel gelangt, wird er gefiltert und auf einen Alkoholanteil von 40-45% verdünnt. Unverdünnte Abfüllungen nennt man Fassstärken (cask strength).
Überall außer beim spirit safe war Fotografieren erlaubt. Zum Abschluss der Führung bekam jeder Teilnehmer einen sehr feinen Cellar 13 (mit und ohne Wasser) zum Probieren. Im Shop wurden wir sehr gut beraten und erstanden eine Flasche Cellar 13 und eine vorzügliche Fassstärke, sowie zwei dekorative Gläser. Es ist wirklich schade, dass in Großbritannien die Alkoholsteuer so hoch ist. Zum Glück hatte Werner eine Preisliste dabei, um einen Preisvergleich zu haben und so grobe Fehlkäufe zu vermeiden.
Portmahomack | Stellplatzromantik - Dornoch Firth |
Entspannt fuhren wir weiter in Richtung Portmahomack. Unser Ziel war der im WoMo-Führer beschriebene Stellplatz, der allerdings etwas exponiert mitten im Ort liegt. Etwas hin- und hergerissen fuhren wir noch weiter zum Tarbat Ness Leuchtturm, der 41 Meter an Spitze der langgezogenen Halbinsel emporragt. Der dortige Parkplatz ist wie beschrieben vom Typ "No overnight parking" und hatte auch ansonsten nichts besonderes zu bieten. Folglich entschieden wir uns doch für den Parkplatz in Portmahomack. Später gesellte sich noch ein französischer VW-Bus zu uns. Carola kochte Spaghetti und die Kinder vergnügten sich im Sand. Nur der Lärm der Düsenjets, die die Bucht als Übungsplatz für Tiefflüge benutzten, störte etwas die Idylle. Nach dem Essen spazierten wir etwas an der kleinen Promenade entlang zum Hafen. Als krönenden Abschluss des Tages gönnten wir noch ein Bier in einer Bar, das wir auf Bänken im Freien mit Blick aufs Meer tranken.
- Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 08. August 2021 22:40